Bund fördert Pilotprojekt "Audience Development"
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters (BKM), bewilligt die großzügige Förderung eines Pilotprojekts zum Audience Development mit dem Thema „Kulturelle Teilhabe im ländlichen Raum“ der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen (KNK) am Beispiel ausgewählter Institutionen in Mecklenburg-Vorpommern.
Ziel des Projekts ist das Gewinnen datengestützter Erkenntnisse darüber, wie Kultureinrichtungen im ländlichen Raum (Museen, Theater, Open-Air-Festivalveranstaltungen) durch zielgruppenspezifische Angebote und gattungsübergreifende Kooperationen neue Publikumsschichten eruieren sowie langfristig binden können.
Die Untersuchungen sind als Erweiterung des Berliner Projekts KULMON zu verstehen und angelegt, in dem vergleichbare Fragen im Metropolkontext abgefragt werden. Beide Erhebungen werden vom Institut für Museumsforschung Berlin (IFM) begleitet. Die Erkenntnisse der neuen Studie sollen anderen, ländlich gelegenen Kulturräumen zur Verfügung stellt werden, um diese im Sinne der kulturellen Teilhabe besser zu erschließen. Die Ergebnisse haben insbesondere vor dem Hintergrund der Auswirkungen des demografischen Wandels, wie der Differenzen im Bereich kulturelle Bildung, bundesweite Relevanz. Die Initiatoren hoffen, auf dem Weg empirisch gestützter Besucherbefragung Anhaltspunkte für ein Überdenken gegebener kultureller Infrastrukturen zu bekommen.
Die professionell durchgeführten Besucherbefragungen sind vorgesehen in Schwerin, Ludwigslust und Stralsund am Staatlichen Museum Schwerin, in Schloss Ludwigslust, dem Deutschen Meeresmuseum Stralsund, Theater Vorpommern Stralsund sowie bei ausgewählten Veranstaltungen der Festspiele MV in Ludwigslust.
Erste Ergebnisse der Studie werden Anfang 2018 vorliegen und stehen allen Museen, aber auch allen anderen Kultureinrichtungen im deutschsprachigen Raum kostenfrei über die Homepage der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen zur Verfügung.
Zusatzinformationen zur KNK und zu KULMON:
KNK
Die Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen (KNK) ist eine gleichberechtigte Interessensgemeinschaft 23 national bedeutsamer kultureller Institutionen unterschiedlicher Größe und Ausrichtung. Die Gründung der KNK am 1. März 2002 in den Franckeschen Stiftungen zu Halle geht zurück auf das sogenannte Blaubuch.
Das Blaubuch ist eine auf Initiative des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien erstellte Evaluationsstudie, verfasst von Prof. Paul Raabe. Erstmals 2001 veröffentlicht, fasst es alle gesamtstaatlich bedeutenden Kultureinrichtungen in den ostdeutschen Bundesländern zusammen. Es listet die »Leuchttürme« auf – Museen des nationalen Kulturerbes, sowie »kulturelle Gedächtnisorte« – Einrichtungen, die bedeutenden deutschen Persönlichkeiten gewidmet sind. Die bislang 23 Kulturellen Leuchttürme haben sich in der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen (KNK) organisiert.
Der Titel Blaubuch ist an die Blaue Liste angelehnt. Diese Evaluierungsstudie erfasste Forschungseinrichtungen der Akademie der Wissenschaften der DDR, die auf Bundesebene als förderungswürdig angesehen wurden.
Aufgabe der KNK ist es, den Erhalt und die Erschließung des kulturellen Erbes der im Blaubuch als »national bedeutend« eingestuften Kulturinstitutionen in den ostdeutschen Bundesländern zu befördern und zu sichern. Das Ziel ist, die Museen, Sammlungen, Archive und Gartenreiche nachhaltig im Bewusstsein von Politik und Öffentlichkeit zu verankern.
Die KNK dient den beteiligten Institutionen als Plattform zur Vermittlung gemeinschaftlicher Interessen und Zielsetzungen. Zur Durchführung gemeinsamer Aktivitäten werden aus dem Kompetenzpool der Mitgliedseinrichtungen individuelle Projektgruppen und Ausschüsse gebildet. Die KNK hat sich zu einem kompetenten Netzwerk entwickelt, das die Leistungen und Aufgaben der wichtigsten Kunstsammlungen und Museen in den neuen Ländern erfolgreich in der Bundesrepublik und im europäischen Ausland präsentiert.
KULMON
Wer nutzt das Berliner Kulturangebot und verändert sich die Nutzerschaft im Kontext des demografischen Wandels? Wie wird Aufmerksamkeit erzeugt und wie verändert sich Rezeptionsverhalten unter den Vorzeichen fortschreitender Digitalisierung? Schließlich: Wie attraktiv ist das Angebot der großen Kultureinrichtungen der Stadt – regional, national und international? Diese und weitere Fragen stehen im Mittelpunkt des Besucherforschungsprojekts KULMON (Kulturmonitoring), das die Kulturverwaltung und die Berlin Tourismus Marketing Gesellschaft (visitBerlin) gemeinsam mit zahlreichen Berliner Kultureinrichtungen seit 2009 durchführt.
Einheitliche, IT-gestützte Befragungen – u.a. zu Alter, Herkunft, Bildungsgrad, Informationsverhalten, Ticketerwerb, Motivation und Zufriedenheit – sorgen für eine Vergleichbarkeit der gewonnenen Daten. Sie ermöglichen den Einrichtungen ein landesweites Benchmarking sowohl innerhalb der jeweiligen Sparte (Bühnen, Museen, Gedenkstätten) wie spartenübergreifend. Auf diese Weise ergibt sich eine wissensbasierte Grundlage für gezieltes Marketing und systematisches Audience Development. Zugleich liefern die Daten wertvolle Informationen zu Stand und Entwicklung kultureller Teilhabe. Die Ergebnisse der letzten Jahre zeigen u.a., dass im Durschnitt mehr als die Hälfte der Nutzer großer Kultureinrichtungen in Berlin Touristen sind. Besonders häufig sind Opern- und Theateraufführungen sowie Konzerte Hauptanlass der Reise. Die Aufenthaltsdauer der kulturaffinen Gäste liegt deutlich über der durchschnittlichen Verweildauer aller Berlin-Besucher, die überdies in der Regel zufriedener sind als die Berlinerinnen und Berliner.
Schwerin - 17.08.2017
Text: Staatliches Museum Schwerin / Ludwigslust / Güstrow