PhosphorCampus
Staatssekretär würdigt Forschung zur Rückgewinnung
„Phosphor ist eine begrenzt verfügbare Ressource. Weltweit wurde die Dringlichkeit dieser Tatsache erkannt. Ziel der Forschung ist es daher, Optionen für eine nachhaltige Phosphornutzung zu entwickeln sowie Methoden für die Phosphorrückgewinnung. Wir brauchen Lösungen für eine effizientere Nutzung, für Recycling und für die Rückgewinnung von Phosphor“ sagte der Staatssekretär für Umwelt und Landwirtschaft, Dr. Jürgen Buchwald, heute in Rostock-Warnemünde anlässlich des Symposiums Leibniz ScienceCampus Phosphorus Research im Leibniz-Institut für Ostseeforschung.
Jedes Jahr werden weltweit ca. 40 Mio. t Phosphat als mineralischer Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt. Insgesamt verwendet die Düngermittelindustrie 82 % der weltweit abgebauten Phosphate. Es gibt zum Phosphor keine Alternative, da er sich nicht synthetisch herstellen lässt. Vor diesem Hintergrund bekommt die Rückgewinnung von Phosphor z.B. aus Klärschlämmen eine große Bedeutung.
Mit der Verordnung zur Neuordnung der Klärschlammverwertung vom 27. September 2017 ist in Paragraph 3 festgelegt: „Der Klärschlammerzeuger hat den in seiner Abwasserbehandlungsanlage anfallenden Klärschlamm möglichst hochwertig zu verwerten, soweit dies technisch möglich und wirtschaftlich zumutbar ist. Hierbei sind die Rückgewinnung von Phosphor und eine Rückführung des gewonnenen Phosphors oder der phosphorhaltigen Klärschlammverbrennungsasche in den Wirtschaftskreislauf anzustreben.“ Ab 1. Januar 2029 besteht dazu eine gesetzliche Pflicht. Schätzungen zufolge könnte es möglich sein, dadurch 50 bis 60 % der Einfuhren zu ersetzen. Das neue Gesetz verpflichtet vor allem größere Abwasserbehandlungsanlagen zur Phosphorrückgewinnung.
Die Food and Agriculture Organization (FAO) der UNO rechnet damit, dass die globale Nachfrage nach Nahrungs- und Futtermitteln bis zur Mitte des Jahrhunderts um 70 % steigen wird. Diese Zahl verdeutlicht, welchen Stellenwert der Phosphor und die Forschungsarbeiten zu diesem Thema haben.
Laut Schätzungen werden die Weltreserven an Phosphor noch für etwa 300 Jahre reichen. Allerdings sei der natürliche Phosphor-Kreislauf sei durch die Düngung in der modernen Landwirtschaft aus dem Gleichgewicht geraten, denn ein Vielfaches an Phosphor werde über Mineraldüngung, Gülle, Klärschlamm und Mist in diesen Kreislauf eingeleitet, so der Staatsekretär. Buchwald verwies auch auf die Probleme des Phosphoreintrags in die Ostsee. 2010 lag die eingetragene Phosphormenge aller Anrainerstaaten bei 36.000 Tonnen. Der Anteil Deutschlands als Anrainer mit dem kleinsten Eintragsgebiet lag bei 639 Tonnen; Mecklenburg-Vorpommerns Anteil an dieser Zahl liegt bei 346 Tonnen. Der HELCOM-Ostsee-Aktionsplan von 2013 verpflichtet Deutschland, den Phosphoreintrag um 170 Tonnen bis zum Jahr 2021 zu reduzieren.
Die EU hat Phosphor in die Liste der 20 kritischen Rohstoffe aufgenommen und die EU-Mitgliedstaaten zur Steigerung der Ressourceneffizienz aufgefordert. „Der PhosphorCampus und die aktuellen Forschungsarbeiten können dazu beitragen, eine bessere Ressourcennutzung aufzuzeigen und der Verschwendung ein Ende bereiten. Der Vorteil, dass sich Phosphor mehrmals verwenden lässt, muss unbedingt genutzt werden. Der Kreislauf muss wieder hergestellt werden“, führte der Staatssekretär aus.
In der Forschung gibt es vielversprechende Ansätze in den unterschiedlichsten Richtungen: z. B. zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlammanlagen, zum Phosphorreduzierungspotential von Kläranlagen oder zur Bestimmung von Pflanzen, die Phosphor besonders gut umsetzen können. Das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt unterstützt den PhosphorCampus seit 2014 mit jährlich 85,0 T€.
Hintergrund:
Phosphor ist unverzichtbar für das Leben auf der Erde. Das Element ist Bestandteil von Eiweißen, Fetten und Zucker und damit Energieträger in allen Lebewesen. Phosphor ist ein Baustein der DNA und damit unseres Erbgutes. Phosphor ist ein Pflanzennährstoff, dessen Verfügbarkeit das Pflanzenwachstum maßgeblich steuert.
In Deutschland werden 63 % des Phosphors in der Düngung, 20 % in Futtermitteln, 6 % in Lebensmitteln und 6 % in Wasch-, Pflege- und Reinigungsmitteln verwendet.
Schwerin - 09.11.2017
Text: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt