Klärschlamm sicher entsorgen
Firma aus Rerik entwickelt neues Verfahren
Bei der Firma Rotaria in Rerik informierte sich der Minister für Landwirtschaft und Umwelt Dr. Till Backhaus heute umfassend über die sichere Klärschlammentsorgung in Mecklenburg-Vorpommern sowie über technische Möglichkeiten der Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlamm.
Die Firma Rotaria konstruiert und baut derzeit im Auftrag der Chemische Fabrik Budenheim KG aus Rheinland-Pfalz eine Prototypanlage zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm nach dem ExtraPhos®-Verfahren. Zur Extraktion der Phosphate wird bei diesem Verfahren ausschließlich Kohlenstoffdioxid verwendet, welches im Prozess im Kreis geführt wird. Ziel ist die Entwicklung eines umweltfreundlichen, nachhaltigen und wirtschaftlichen Verfahrens zum Einsatz in Kläranlagen.
„Es freut mich zu sehen, dass Firmen aus Mecklenburg-Vorpommern den Trend der Zeit erkannt haben und sich an der Entwicklung zukunftsweisender Verfahrenstechnologien und Anlagen beteiligen. Mir ist es ausgesprochen wichtig, dass die Klärschlammentsorgung in Mecklenburg-Vorpommern langfristig und zukunftssicher gewährleistet ist. Hierzu gehört für mich selbstverständlich, dass die wertgebenden Substanzen des Klärschlamms genutzt und zugleich die für die Umwelt gefährlichen Bestandteile beseitigt und aus dem Kreislauf ausgeschleust werden“, so der Minister.
In Kürze wird sich der Bundesrat mit dem Verordnungsentwurf zur Neuordnung der Klärschlammverwertung befassen. Das Bundeskabinett hat diesem Entwurf im Januar und der Bundestag im März zugestimmt.
Die neue Verordnung soll die derzeit geltende Klärschlammverordnung vollständig ablösen. Kernstück der neuen Verordnung bildet die Pflicht zur Phosphorrückgewinnung aus Abwasser, Klärschlamm oder Klärschlammaschen. Zugleich soll die Verordnung die direkte bodenbezogene Verwertung von Klärschlämmen aus Abwasserbehandlungsanlagen größer 100.000 EW (12 Jahre nach Inkrafttreten) und aus Kläranlagen größer 50.000 EW (15 Jahre nach Inkrafttreten) untersagen.
Klärschlamm in Mecklenburg-Vorpommern ging bis 2015 noch überwiegend in den landwirtschaftlichen Verwertungsweg. Vor dem Hintergrund der rechtlichen Begrenzungen, die sich aus den gültigen Grenzwerten der Düngemittelverordnung (DüMV) ergeben, wurde dieser Verwertungsweg deutlich eingeschränkt. 30 % des Klärschlammes aus MV werden derzeit alternativ entsorgt. Die Entsorgung in thermischen Behandlungsanlagen erfolgt größtenteils außerhalb von Mecklenburg-Vorpommern, da eigene Kapazitäten zur Mitverbrennung nur begrenzt bestehen und Monoverbrennungsanlagen für Klärschlamm in Mecklenburg-Vorpommern noch nicht geschaffen wurden.
Neben dem in Rerik besichtigten Verfahren existieren mehrere weitere Verfahren zur Phosphorrückgewinnung aus Abwasser, Klärschlamm oder Klärschlammasche mit jeweils unterschiedlichen Rückgewinnungsquoten. An dem Vororttermin nahmen auch Vertreterinnen und Vertreter der Klärschlammkooperation MV GmbH und des Zweckverbandes Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Rügen teil.
Die Klärschlammkooperation bündelt die Klärschlammmengen von derzeit 6 Abwasserzweckverbänden (Gesellschaftern) und strebt den Bau und die Betreibung einer Klärschlammmonoverbrennungsanlage in Mecklenburg-Vorpommern an.
Der Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Rügen (ZWAR) errichtet derzeit in Bergen für die im Verbandsgebiet anfallenden Klärschlammmengen eine eigene thermische Verwertungsanlage.
Schwerin - 12.04.2017
Text: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt