Einheitliches Vorgehen bei Problemwölfen


Minister Dr. Till Backhaus (SPD) fordert bundesweit einheitliches Vorgehen bei Problemwölfen

Ein zentrales Thema in der heutigen Landtagssitzung war die aktuelle Konfliktsituation des Wolfes in Mecklenburg-Vorpommern. Minister Dr. Till Backhaus forderte ein bundeseinheitliches Vorgehen.

Mittlerweile gibt es in 7 Bundesländern (Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Bayern) insgesamt 47 Wolfsrudel. In 45 der 73 Territorien mit Wolfsvorkommen wurde eine Reproduktion mit insgesamt 175 Welpen bestätigt. Diese vorwiegend in den ostdeutschen Bundesländern. „Das ist ein Erfolg des Umwelt-, Natur- und Artenschutzes und belegt, dass sich der Wolf gerade in den dünn besiedelten Ländern und in den großen Schutzgebieten des Ostens angesiedelt hat“, unterstrich der Minister. Zugleich verwies er jedoch auf das Konfliktpotenzial, das die Erfolgsgeschichte schmälert.

Der Wolf ist streng geschützt (Anhang IV der FFH-Richtlinie) und es gelten die Zugriffsverbote nach § 44 Abs. 1 BNatSchG. „Wir haben frühzeitig im Jahr 2010 unter Mitarbeit und im Einvernehmen mit den Vertretern der betroffenen Akteure, noch vor der Etablierung des ersten Rudels, einen Managementplan für den Wolf erarbeitet. Alle Beteiligten sind interessiert daran, diesen den aktuellen Gegebenheiten anzupassen. So haben wir erst 2016 das Wolfsgebiet landesweit ausgeweitet, um die Förderung von Präventionsmaßnahmen zu garantieren“, sagte Backhaus.

Umweltminister Backhaus forderte den Bund dazu auf, zu belegen, ob damit die Schwelle des guten Erhaltungszustandes bereits erreicht ist. Auf der nächsten Umweltministerkonferenz vom 15. bis zum 17.11.2017 erwartet er, dass der Bund endlich definiert, wie mit Problemwölfen einheitlich umgegangen werden soll. „Sonst werde ich eine Bundesratsinitiative einleiten“, betonte Dr. Backhaus. „Wir brauchen einheitliche Rechtsgrundlagen, um solche Wölfe zu vergrämen oder zu erlegen und Instrumente, um auf Wölfe zu reagieren, die ein notorisch unerwünschtes Verhalten zeigen“, sagte Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus.

Abschließend forderte Minister Backhaus alle Tierhalter im Land dazu auf, die Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz ihrer Tiere zu erhöhen. Gleichzeitig ist die aktive Mitarbeit der Bevölkerung gefragt. „Bitte melden Sie frische Risse mit Verdacht auf einen Wolf umgehend. Wenn Sie einen Wolf beobachten, versuchen Sie dies bitte durch Fotos oder Videos festzuhalten und ebenfalls an einen Wolfsbetreuer zu melden“, so der Minister.

Insgesamt sind 80 ehrenamtliche Wolfsbetreuer, welche Hinweise auf den Wolf im Gelände zielgenau ansprechen und dokumentieren im Einsatz und stellen somit die Basis für ein erfolgreiches Wolfsmonitoring dar.

Kontakt:

Unter dem Link http://www.wolf-mv.de/pages/eingabe.html finden Sie ein Formular zur Meldung von Wölfen und eine Liste der Wolfsbetreuer unter http://www.wolf-mv.de/data/Wolfsmonitoring_2014_WEB_pdf.pdf.

Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Kristin Zscheile, Tel. 03843-777 215, E-Mail: kristin.zscheile@lung.mv-regierung.de

Dr. Norman Stier TU Dresden Tel: 0171-4859789; 035203-3831-371, E-Mail: stier@forst.tu-dresden.de

Hintergrund:

Seit 2006 gibt es wieder Wölfe in Mecklenburg-Vorpommern. Bis zum Jahr 2013 war insgesamt von 3 Einzeltieren auszugehen (im Bereich der Lübtheener Heide, der Ueckermünder Heide und in der südlichen Müritz-Region im Grenzbereich zwischen den Ländern Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern). Heute sind es drei Rudel.

Von 2007 bis heute wurden in MV 69 Vorfälle gemeldet, bei denen vermutlich Wölfe insgesamt 270 Tiere getötet und knapp 100 verletzt hatten. 90 Prozent der gerissenen Nutztiere waren Schafe. Der vom Land an Nutztierhalter ausgereichte Schadensausgleich aus der Förderrichtlinie Wolf beläuft sich seit 2007 auf insgesamt 58.400 Euro. Präventionsmaßnahmen der Tierhalter zum Herdenschutz förderte das Landwirtschaftsministerium seit 2013 mit 300.000 Euro.

Schwerin - 27.09.2017
Text: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt


Weidewirtschaft erfordert klare Regeln zum Umgang mit dem Wolf

Der Umgang mit geschützten Arten wie dem Wolf war ein intensiv diskutiertes Thema der heute beendeten Agrarministerkonferenz in Lüneburg/Niedersachsen. Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus stellte klar: „Die besorgniserregenden Ereignisse in jüngster Zeit zeigen, dass wir endlich zu einem konstruktiven und pragmatischen Umgang mit dem Wolf kommen müssen. Die ideologische Betrachtung insbesondere dort, wo es den Wolf derzeit noch nicht gibt, muss ein Ende haben!“ Minister Backhaus forderte den Bund erneut auf, zu einem gemeinsamen Monitoring und Management des Wolfes zu kommen. „Artenschutz ist wichtig und richtig, aber wir müssen auch die Bedenken der Menschen ernst nehmen. Wir brauchen endlich einheitliche Kriterien, um den Erhaltungszustand der verschiedenen europäischen Populationen eindeutig bewerten zu können“, forderte er.

Backhaus begrüßte die Einigung zwischen Bundesregierung und niedersächsischer Landesregierung auf ein gemeinsames Eckpunktepapier mit dem Titel „Weidetierhaltern in Wolfsgebieten helfen – Jagdrecht ist keine Lösung“. Darin betonten beide Seiten, dass die Sicherheit des Menschen oberste Priorität habe. „Wölfe, die sich Menschen gegenüber auffällig verhalten, sind zu beobachten und gegebenenfalls zu töten“, heißt es in dem Eckpunktpapier für Niedersachsen. Gemeinsam solle an Lösungen für Regionen gearbeitet werden, in denen sich Wolfsrudel ansiedeln. Der Forderung, Wölfe in das Jagdrecht aufzunehmen, erteilt das Eckpunktepapier eine Absage. Der Schutzstatus des Wolfes werde nicht verändert.

Die Regelung, Wölfe mit auffälligem Verhalten zu töten, beschränke sich nicht auf Niedersachsen, erklärte Minister Backhaus am Rande der Agrarministerkonferenz. Allerdings seien die Anforderungen für das Erteilen einer Ausnahmegenehmigung, verhaltensauffällige Tiere zu töten, aufgrund des Artenschutzes für die Tiere sehr hoch. Notorisch unerwünschtes Verhalten, etwa das Überwinden hoher Schutzzäune, müsse akribisch nachgewiesen werden. „Wir müssen endlich zu einem bundesweit einheitlichen Vorgehen im Umgang mit Problemwölfen kommen, um Schaden von Mensch und Nutztieren abzuwenden“, sagte er und ergänzte: „Weidehaltung muss auch in Zukunft möglich sein und im Zweifel müssen dazu Problemwölfe oder -rudel getötet werden“. Backhaus erwartet, dass die mit dem Thema befasste Bund-Länder-Arbeitsgruppe solche einheitlichen Kriterien zur Beurteilung von verhaltensauffälligen Wölfen bis Mitte November 2017 bis zur Umweltministerkonferenz vorlegt.

Schwerin - 29.09.2017
Text: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt