Backhaus in Sorge - Wetter erschwert die Ernte
„Aufgrund der unbeständigen Wetterlage und teils heftigen Regenfällen verzögert sich die Ernte in Mecklenburg-Vorpommern und steht damit vor dem Fiasko“, äußerte sich Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus anlässlich der kritischen Situation.
Nach den ergiebigen Regenfällen der letzten Wochen haben sich die äußeren Bedingungen für die Ernte zunehmend verschlechtert. Zwar ist die Situation noch nicht so dramatisch wie im Extremsommer 2011, dennoch erinnern vielerorts die Bestände und die Bodenverhältnisse an das Jahr 2011. Fielen im langjährigen Mittel in den Monaten Juni und Juli in Gülzow knapp 129 mm, so waren es in diesem Jahr 236 mm. Im Jahr 2011 waren es sogar 280 mm.
Die Wasseraufnahmefähigkeit der Böden ist erreicht, die Befahrbarkeit ist fast überall nicht mehr gewährleistet. Und dennoch wird die Ernte zur Vermeidung extremer Ertragseinbußen weitergeführt werden müssen. „Sobald es die Wetterlage irgendwie zulässt, fahren die Landwirte mit ihren Maschinen auf die Felder und versuchen die Arbeit eines ganzen Jahres zu retten. Ich möchte alle Bürgerinnen und Bürger, aber auch alle Touristen des Landes, um Verständnis und Rücksichtnahme bitten, wenn die Landwirte auf den Straßen unterwegs sind und nach Möglichkeit bis spät in die Nacht arbeiten. Hier geht es um unsere Lebensmittel und für viele Landwirte um die Existenz!“, betonte Backhaus.
Die bisherigen guten Ernteschätzungen müssen nach unten korrigiert werden. Sollte die nasse Witterung noch länger anhalten, können partielle Totalausfälle nicht ausgeschlossen werden. In den Mähdruschfrüchten besteht erhöhtes Starklager, was die Abtrocknung, Abreife und Ernte erschwert und verzögert. Der Auswuchs bei Getreide und Raps hat in den letzten Tagen deutlich zugenommen. Der Besatz mit sogenannten Schwärzepilzen nimmt bei Getreide und Raps zu. Hinzu kommt das die Früchte feucht gedroschen werden, weshalb mit Trocknungskosten gerechnet werden muss und Qualitätsabstufungen zu befürchten sind.
Insgesamt wurden 223.800 ha Raps und 544.600 ha Wintergetreide, darunter 121.600 ha Wintergerste angebaut. In den Amtsbereichen Westmecklenburg und Vorpommern sind die Gerstenbestände bis auf Restflächen abgeerntet. Im Amtsbereich Mecklenburgische Seenplatte und im Amtsbereich Mittleres Mecklenburg stehen noch rund 10 % der Gerste, die aufgrund der regnerischen Witterung nicht abgeerntet wurde. Geerntet wurden nach den vorliegenden Erhebungen durchschnittlich rund 80 dt/ha, was ungefähr dem langjährigen Mittel entspricht. Alle anderen Kulturen stehen noch an bzw. wurden probeweise gedroschen.
Auch im Futterbau ist die Lage ernst. Viele Niedermoorflächen sind überschwemmt und für Wochen nicht befahrbar bzw. nicht beweidungsfähig. Der zweite Aufwuchs ist häufig nicht beerntbar. Es drohen erhebliche Qualitätsbeeinträchtigungen bis zum Totalverlust. „Nachdem im vorangegangenen Jahr viele Futterbaubetriebe bereits den zweiten Aufwuchs nicht vollständig einfahren konnten, ist in diesem Jahr erneut mit umfangreichen Futterverlusten beim Grünland zu rechnen. Besonders Mutterkuhhalter können größere Versorgungsengpässe beim Grundfutter bekommen“, sagte Minister Backhaus.
Schwerin - 02.08.2017
Text: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt