Spannende Einblicke beim "Schichtwechsel"


Stralsunder Werkstätten, Helios Hanseklinikum Stralsund und Landkreis Vorpommern-Rügen beteiligten sich erstmals am Aktionstag für Menschen mit und ohne Behinderung

Den Blick verändern und neue Erfahrungen sammeln: beim Aktionstag „Schichtwechsel“ tauschten in der vergangenen Woche deutschlandweit Beschäftigte aus Werkstätten für behinderte Menschen ihren Arbeitsplatz mit Mitarbeitenden aus anderen Unternehmen und Behörden. Mit ihrer diesjährigen Teilnahme holten die Stralsunder Werkstätten den Aktionstag erstmals an den Sund und konnten mit dem Helios Hanseklinikum Stralsund sowie dem Landkreis Vorpommern-Rügen spannende Tauschpartner gewinnen. Nach dem gelungenen Auftakt hoffen die Organisatoren darauf, den Aktionstag zukünftig gemeinsam mit weiteren Partnern fest in der Region etablieren zu können. Firmen, die sich für einen Schichtwechsel 2023 interessieren, können sich schon jetzt unter info@sw-hst.de melden.

Mit dem Anlegen eines Schwesternkittels brachte der Schichtwechsel für Jana Schürmann auch eine optische Veränderung mit sich. Die junge Frau, die in den Stralsunder Werkstätten Bücherspenden für den Verkauf über einen Online-Buchhandel aufbereitet, tauschte vergangenen Donnerstag ihren Computerarbeitsplatz gegen eine Schicht im Helios Hanseklinikum Stralsund. Begleitet von Schwester Manuela Schmidt lernte sie verschiedene Servicetätigkeiten auf einer Krankenhausstation kennen und begleitete während ihres Einsatzes zum Beispiel Patienten auf ihr Zimmer, unterstützte bei der Essensausgabe und nahm an einer Dienstübergabe teil. Für das Hanseklinikum wagte Manuela Schmidt bereits tags zuvor den Perspektivwechsel und lernte die Arbeit im inklusiven Bistro „Delikater“ aus der Sicht eines Beschäftigten kennen. Nach ihrem Schichtwechsel zeigte sie sich beeindruckt vom Arbeitspensum und der Leidenschaft, mit der die Beschäftigten ihre Arbeit ausüben. „Mit vielen kleinen Handgriffen wird hier Großes geleistet.“, stellte sie nach dem Aktionstag fest. Um viele spannende Eindrücke reicher beendete auch Jana Schürmann ihre Schicht im Krankenhaus: „Hier gibt es viel zu tun und zu organisieren. Es ist gar nicht so einfach, sich auf den langen Krankenhausfluren zu orientieren.“ Für beide Frauen bot der Schichtwechsel die einzigartige Chance, in Kontakt miteinander zu kommen und die Teilhabe am Arbeitsleben aus einer ganz neuen Perspektive zu erleben.

Heike Koschinski liebt Keramikprodukte aller Art. So stand für die Mitarbeiterin des Fachgebietes Eingliederungshilfe im Landkreis Vorpommern-Rügen schnell fest, in welchem Arbeitsbereich der Stralsunder Werkstätten ihr Schichtwechsel stattfinden soll. Nachdem Doreen Zellin, Beschäftigte in der Keramikwerkstatt, ihrer Tauschpartnerin das A und O der Töpferkunst erklärte, wagte diese sich an ein eigenes Tonprodukt und schaffte mit ihrem handgemachten Windlicht eine einzigartige Erinnerung an den Schichtwechsel 2022. Aus Gesprächen mit Beschäftigten während des Aktionstages nimmt sie vor allem eine Erkenntnis mit: „Jede Form von Arbeit hat ihren Wert. Wir sollten nicht unterschätzen, wie schnell sich das Blatt wenden und man selbst von einer Beeinträchtigung, zum Beispiel einer psychischen Erkrankung, betroffen sein kann.“

Wie läuft eigentlich der Arbeitsalltag einer Krankenschwester ab? Jana Schürmann fand es beim Schichtwechsel im Helios Hanseklinikum Stralsund heraus / In Begleitung von Dennis Krauß erlebte Helios-Mitarbeiterin Manuela Schmidt einen Arbeitstag im Bistro Delikater / Heike Koschinski (vorne im Bild) fertigte während des Aktionstages eine einzigartige Erinnerung an den Schichtwechsel 2022. Fotos: Julia Schattschneider

Heike Koschinski liebt Keramikprodukte aller Art. So stand für die Mitarbeiterin des Fachgebietes Eingliederungshilfe im Landkreis Vorpommern-Rügen schnell fest, in welchem Arbeitsbereich der Stralsunder Werkstätten ihr Schichtwechsel stattfinden soll. Nachdem Doreen Zellin, Beschäftigte in der Keramikwerkstatt, ihrer Tauschpartnerin das A und O der Töpferkunst erklärte, wagte diese sich an ein eigenes Tonprodukt und schaffte mit ihrem handgemachten Windlicht eine einzigartige Erinnerung an den Schichtwechsel 2022. Aus Gesprächen mit Beschäftigten während des Aktionstages nimmt sie vor allem eine Erkenntnis mit: „Jede Form von Arbeit hat ihren Wert. Wir sollten nicht unterschätzen, wie schnell sich das Blatt wenden und man selbst von einer Beeinträchtigung, zum Beispiel einer psychischen Erkrankung, betroffen sein kann.“

In einer solchen Situation können Werkstätten für behinderte Menschen einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. So auch im Fall von Maika Al-Sohiliy. Für die junge Frau war der Schichtwechsel auch ein Blick in die Zukunft. „Ich wünsche mir, irgendwann wieder in einem Büro zu arbeiten.“, begründet sie, warum ihre Wahl auf die Kreisverwaltung als Tauschpartner fiel. An ihrem Tauschtag standen das Sortieren von Akten, die Verteilung der Post sowie die Vorbereitung von Unterlagen zur Archivierung auf der Aufgabenliste. Manuela Topka, Teamleiterin im Fachgebiet Eingliederungshilfe, freute sich über die Unterstützung und findet: „Der Schichtwechsel sollte unbedingt wiederholt werden.“ Der Aktionstag „Schichtwechsel“ wird jährlich im September durch die Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM) ausgerufen. Ziel der Organisatoren ist es, Vorurteile auszuräumen, Einblicke in den Werkstattalltag zu geben und sichtbar zu machen, welch wichtige und gute Arbeit Menschen mit Behinderung in den Werkstätten leisten. Werkstattbeschäftigte erhalten beim Schichtwechsel wiederum die Möglichkeit, die Arbeit in Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes näher kennen zu lernen. Mit rund 100 Werkstätten aus 15 Bundesländern hatte der Aktionstag in diesem Jahr so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie nie zuvor.

Stralsund - 26.09.2022
Text: Stralsunder Werkstätten gGmbH